Glaubst du, Introvertierte sind automatisch schüchtern? Falls ja, bist du nicht allein. Dieses Missverständnis höre ich oft – doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
Introversion ist kein Verhalten, sondern ein fester Bestandteil der Persönlichkeit. Es bedeutet, dass du deine Energie aus ruhigen Momenten schöpfst, Gespräche mit Tiefgang bevorzugst und gerne Dinge in Ruhe durchdenkst. Aber das heißt nicht, dass du dich vor Menschen fürchtest oder sozial unbeholfen bist.
Schüchternheit hingegen ist ein erlerntes Verhalten. Sie entsteht aus der Angst vor Zurückweisung oder dem Gefühl, Fehler zu machen. Während Introversion dich bewusst entscheiden lässt, wie und wann du kommunizierst, kann Schüchternheit dich blockieren – auch wenn du eigentlich gerne reden würdest.
Von außen ist das schwer zu unterscheiden, denn beide können sich in ähnlichem Verhalten zeigen: dem Wunsch nach Rückzug oder der Vermeidung von Kontakten. Doch die Ursachen und auch die Möglichkeiten, daran zu arbeiten, sind grundverschieden.
Auch ich habe lange geglaubt, dass ich „für Gruppen nicht tauge“. Das war nicht nur frustrierend, sondern hat mir auch Chancen genommen, Kontakte zu knüpfen oder mich einzubringen. Über Jahre habe ich diese Haltung verinnerlicht – bis ich erkannte, dass ich nicht schüchtern, sondern introvertiert bin.
Ein Schlüsselmoment war, als ich anfing, mir bewusst „Alleinzeit“ zu nehmen. Es fühlte sich plötzlich okay, ja sogar gut an, meine Energie durch Ruhe aufzuladen. Gleichzeitig begann ich, die Angst vor Ablehnung zu hinterfragen. War es wirklich wahr, dass ich nichts zu einer Gruppe beitragen konnte?
Die Antwort war ein klares Nein. Heute weiß ich: Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten – aber eben auf meine Art. Tiefe Gespräche, 1:1-Settings, keine oberflächlichen Plaudereien. Genau das mache ich heute als Coach, und es erfüllt mich unglaublich.
Introversion ist eine Stärke, keine Schwäche. Schüchternheit hingegen ist ein Muster, das du überwinden kannst, wenn du es willst. Beides voneinander zu unterscheiden, ist der Schlüssel, um dein Potenzial zu entfalten – sowohl beruflich als auch privat.
Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht oder möchtest deinen Umgang mit Introversion oder Schüchternheit reflektieren? Ich freue mich auf dein Feedback!