Künstliche Intelligenz in Social Media - Must oder No-Go?

Nutzt du eigentlich schon künstliche Intelligenz für dein Online-Marketing? Ich bin immer wieder hin- und hergerissen. Die Möglichkeiten sind enorm und die Entwicklung ist wirklich rasant. Kann man sich dem verschließen? Musst du Sorge haben, dass du morgen überflüssig wirst, wenn alle nur noch die KI-Tools nutzen? Ich finde nicht. Ein Plädoyer für einen reflektierten Einsatz von Künstlicher Intelligenz.


Wozu Künstliche Intelligenz hilfreich ist

Es ist wirklich verblüffend, welche Möglichkeiten sich in den letzten Wochen und Monate in diesem Bereich aufgetan haben. Experten für Technik und/oder Zukunftsmanagement schütteln jetzt natürlich den Kopf – diese Entwicklung hat sich ja schon lange angekündigt und kommt absolut nicht aus dem Nichts. Was aber neu ist, ist die Möglichkeit, KI auch als Laie zu nutzen. Mehr und mehr anwenderfreundliche Software macht es auch für dich und mich möglich, diese Funktionen zu nutzen. Und jeden Tag kommen neue Tools hinzu. Chat GPT war nur der Anfang – die KI lernt schnell, und wir lernen immer schneller, uns das auch zu nutze zu machen. 

Wird durch KI der Mensch überflüssig? Ich denke nicht. Mal abgesehen von den vielen neuen Berufen, die jetzt dafür entstehen werden, diese Technik weiterzuentwickeln und weiter nutzbar zu machen – schon heute merkt man: die KI ist nur so schlau, wie der Anwender vor dem Bildschirm. Sie kann nur Dinge zusammenstellen, die es anderswo schon gibt. Denn die richtigen Fragen, Prompts, die zu den gewünschten Resultaten führen, muss ich immer noch selbst erstellen. Diese Kreation, diese schöpferische Leistung, braucht noch weiterhin den Menschen. 

Wie kann KI nun im Bereich von Social Media bzw. Online Marketing eingesetzt werden? Ich nutze künstliche Intelligenz immer wieder gern, um mir Ideen zu holen. Etwa “schreibe mir 5 Vorteile, warum man täglich posten sollte” oder “bitte argumentiere, warum dies oder jenes eine gute Idee ist”. Da liefert Chat GPT schon recht brauchbare Ergebnisse. Die Texte kann ich zwar selten 1:1 übernehmen, dafür sind sie oft noch zu holprig. Aber die gewonnenen Erkenntnisse aus dieser Abfrage muss ich dann nicht anderswo und zeitaufwändig recherchieren. Das bedeutet in der Regel eine ordentliche Zeitersparnis. 


Spezielle Anwendungsfälle

Wenn es um konkrete Textformen geht, gibt es andere, weitaus spezialisierte AI-Tools, die das deutlich besser drauf haben, die Tonalität der jeweiligen Textsorte auch zu treffen. So hat mein Kollege Nico Westermann mit content.ai ein Tool entwickelt, das Postideen mittels Sprachnachricht entgegennimmt und in LinkedIn-gerechte Posts ausformuliert. Bewusst ist hier die Audionachricht gewählt, damit man näher an seinem Sprachstil bleibt. Die Ideen mitbringen muss man aber noch selbst.

Ähnlich spezialisiert ist “Jasper”. Diese ebenfalls kostenpflichtige Software bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Textformen (Posts, Website, Scripte für Videos oder Webinare etc.) zu erstellen, die ganz auf unsere Zielgruppe, deren Bedürfnisse und Wünsche zugeschnitten ist. Herausforderung: diese Hintergrundinformationen müssen wir natürlich zunächst in das System einspeisen – hellsehen kann Jasper auch nicht! Jasper kann nur gut abliefern, wenn ich vorher auch die Rahmenbedingungen klar vor Augen und ins System eingegeben habe. Aber auch das ist eine wunderbare Übung, sich das eine oder andere noch mal bewusst zu machen. Die Notwendigkeit, die Software mit den richtigen Inputs zu beliefern, gleicht einem guten Briefing, das ich etwa einer externen Agentur für meinen Content übergeben würde. Insofern kann mir die Nutzung der KI auch für meine tägliche Arbeit wertvolle Denkanstöße liefern. 

Wunderbare Möglichkeiten gibt es etwa auch in der Bildbearbeitung. Nicht mehr nur als externe Tools, auch die beliebte Software Canva integriert immer mehr Möglichkeiten, Bilder mit KI zu bearbeiten: sei es, dass wir einen Hintergrund austauschen oder das Bild künstlich strecken müssen, aber auch, um ganz neue Bildideen zu kreieren. Das ist noch nicht immer optimal (Hände und Münder kriegt die KI noch nicht überzeugend hin), aber auch das wird täglich besser.


Der Mensch steht im Mittelpunkt

Am Ende geht es jedoch immer darum, dass wir auch mit KI LinkedIn und Co. weiterhin als Soziales Netzwerk nutzen, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Menschen wollen sich mit Menschen austauschen und nicht mit der KI. Wenn hier die Persönlichkeit verloren geht, haben wir nichts gewonnen. Gerade für den Bereich der Interaktion, in Kommentaren oder im Chataustausch ist KI nicht geeignet. 

Vorsichtig wäre ich deshalb bei Tools, die es ermöglichen, automatisch Kommentare unter Posts abzusetzen. Das wird der geneigte Leser schnell merken – die sind doch oft sehr plump verfasst. Das ist dann wenig zielführend. Wer will schon einen Bot auf seinem Profil sehen!

Fazit: Nutzt die Möglichkeiten gerne – setzt euch vor allem damit auseinander, was möglich ist! Als Inspiration ist es großartig. Ich bin auch davon überzeugt, dass KI bald Google als Suchmaschine ablösen wird – ich kann viel spezifischere Fragen stellen und bekomme ganz konkrete Antworten. Aber bleibt kritisch, sowohl ob der Antwort (die KI kann uns auch nur zusammenstellen, was irgendwo im Web steht – und wir wissen, dass das nicht immer richtig ist), aber auch: bleibt selbst kreativ und nutzt es reflektiert.

Kleine Anekdote am Rande: ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich benutze auch beim Verfassen von Prompts die Worte Bitte und Danke. Als lernende Software “erzieht” das die KI auch ein bisschen zur Höflichkeit, finde ich. Und wenn die KI mal die Weltherrschaft übernimmt, werden sie sich daran erinnern wer nett zu ihnen war 🧐.

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