Warum es keine Standard-Lösung für deine Herausforderung geben kann

Häufig lese ich Social Media-Posts, die den ultimativen Tipp, die einzig wahre Methode für eine Herausforderung liefern. Wenn ich abnehmen will. Wenn ich in LinkedIn sichtbar werden will. Wenn ich ein mehr Umsatz machen möchte. You name it.

Befolge einfach die 5 (oder 7 oder auch nur 3) einfachen Schritte, um in 5 Wochen 10 Kilo abzunehmen. Oder um regelmäßig sechsstelligen Umsatz zu erzielen. Mal ganz abgesehen davon, wie realistisch die einzelnen Ziele jeweils sind (vor allem in der Kürze der Zeit) – auch aus einem ganz anderen Grund halte ich diese Standard-Lösungen nicht zielführend: sie ignorieren die Ausgangslage.

Wenn ich schon seit Jahren versuche, mit knallhartem Kalorienzählen und straffem Sportprogramm meine Kilos in den Griff zu bekommen, ist das etwas anderes, als wenn ich als Couchpotatoe und schlechten Ernährungsgewohnheiten starte. Und die einzigartige Verkaufsmethode mag vielleicht bei dem taugen, der das perfekte Angebot hat, aber seine PS nicht auf die Straße bekommt – hilft aber wenig, wenn ich ohne Positionierung keine attraktiven Botschaften für meine Interessenten habe.

Und vor allen: Wenn es bei einem Menschen so funktioniert, muss das noch lange nicht bei allen anderen auch so klappen. Da meint mancher einen direkten Zusammenhang von Ursache und Wirkung zu sehen, der gar nicht da ist:

  • Wenn etwa ein YouTube-Star mit tausenden Followern nach LinkedIn kommt, und dort in wenigen Wochen ebenfalls eine große Zahl Vernetzungen erreicht – dann liegt das nicht zwingend (oder zumindest nicht allein) an seiner guten Content-Strategie. Sondern an seiner Berühmtheit.
  • Wenn jemand 300 Anmeldungen für ein Webinar bekommt, dann kann es sein, dass sein Thema der Knaller ist. Es kann aber sehr gut sein, dass die Anmelder lediglich die Teilnehmerliste sehen wollen, um sich mit den anderen zu vernetzen und am Webinarinhalt gar kein Interesse haben. Vor allem, wenn dann nur 30 Teilnehmer tatsächlich erscheinen.
  • Und wenn du es einmal geschafft hast, mit einem Beitrag viral zu gehen, hast du damit noch nicht die ultimative Erfolgsformel geknackt – es ist sehr wahrscheinlich, dass du das nicht wiederholen kannst, weil du mit deinem Thema einfach zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort warst.
    Aus den einzelnen Erfolgen kann ich vielleicht für mich selbst eine zugrundeliegende Gesetzmäßigkeit ableiten, aber die gilt nicht für alle Menschen gleichermaßen.

Jeder startet mit einer anderen Ausgangslage. Hat Vorerfahrungen, schon das eine oder andere selbst ausprobiert. Hat sein eigenes Set an Stärken und Schwächen. Unterschiedliche Ressourcen und auch ganz verschiedene Hemmnisse. Die „One-Solution-Fits-All“ kann es deshalb meiner Meinung nach nicht geben. Selbst wenn sie mir logisch und nachvollziehbar scheint, ist es gut möglich, dass ich sie nicht so einfach umsetzen kann.

Deshalb bin ich immer sehr vorsichtig, wenn ich „die eine Lösung“ lese – es kann nur funktionieren, wenn es auf meine individuelle Ausgangslage, meine Ziele und meine Möglichkeiten abgestimmt ist. Für alle gleich geht nicht – dafür sind Menschen zu unterschiedlich… und das ist auch gut so!

Über Ursache und Wirkung